DADA

OberDADA, UnterDADA, NebenDADA, WirklichDADA, DADAhäuptling, IndianerDADA, DreimalDADA, KampfDADA, SchreiDADA, DADAheinz, WauwauDADA, DADAminister, DrunterunddrüberDADA, DADADADA und überhaupt gibt‹s kein CopyschutzDADA. Da wird man heit Neuköllner OberDADA genannt und schert sich nicht um Belanglosigkeiten. DADA ist ohnehin recht BALLA BALLA heutzutage reanimiert. DADA heutzutage muß mehr sein als Wiederholung, und darum bemühe ich mich, gelegentlich DADAläsig immer zu. Ich nenne mich DADAsoph, es gab viele Dadasophen und es wird viele Dadasophen geben. Unsere Philosophie ist Spiel und grenzenlos da wir mit Würmern tanzen, einem Sandkorn musizieren und als Legastheniker ganz neue Sprachen finden werden. Haben sie eine Ahnung von der Unendlichkeit des Nichts und können sie sich vorstellen das es immer noch etwas Kleineres gibt. Zeit, die wird gedacht. Wir sind Kunst ...

»Der Streikposten, Fridtjof«, temporäre Rauminstallation      und Performance (dieser Koffer wird ein Streikposten),      Nikodemus Kirche 2008, Berlin
»Der Streikposten, Fridtjof«, temporäre Rauminstallation      und Performance (diese Mappe wird Streikposten),      Nikodemus Kirche 2008, Berlin
»Der Streikposten, Fridtjof«, temporäre Rauminstallation      und Performance (Detail Assemblage), Nikodemus Kirche 2008, Berlin

DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA. DADA.

Anfolgende Textpassagen aus Ansprachen und Katalogen von 2002 bis 2005 – DREIMAL DADA

Vom Studium kleiner Unendlichkeiten

Der Dadaismus war auch eine Reaktion auf die Selbstüberschätzung akademischer Wichtigkeit in dieser Welt. Weil jemand einen akademischen Status besaß, konnte er feinziselierten Bilderchen gottmetaphorischen Status andichten und Überheblichkeit mimen. Das konnte nicht gut gehen. Und das wird immer wieder bekämpft werden mit Mitteln, die Persönlichkeiten in ihrer aktuellen Zeit erschaffen.

Heutzutage ist der Dadaismus in einer seltsamen Situation. Bei den Kunsthistorikern war er so gegen 1920 bereits weggepackte Geschichte. Etliche zeitgenössische Künstler pflegen ihn als anhaltendes Blödelprogramm oder wie Epigonen mit Fortschrittsirrtum, was das gleiche ist. Andere erfinden ständig neue Namen für Dada, weil die Erfindung dich doch in den Olymp der Auserwählten bringt. Ständig wird versucht, »fixe Ideen« zu einträglichen Marktstrategien mit Kunstanspruch durchzusetzen, oft genug wird gezahltes Papier als Maßstab für Qualität gewertet. Der wirkliche Kostenfaktor – die Bewahrung des Dadaismus als Kulturgut – wird dann später von der Gesellschaft eingefordert. Hier entscheidet ein Wildwuchs an Cleverness vieles vorläufig. Das angenommene Korrektiv ›Geschichte‹, funktioniert nicht automatisch. Es gibt sie, die ›unfehlbaren‹ Museumsleute, die aus ihrer Sicht die nicht anerkannte Kunst dann lagern. Die institutionelle Macht verfügt. Diese Kunst wird später verstanden, die Gegenwart ist dumm. Nur sicherlich nicht immer.

Die Künstler und das System ›Kunst‹ müssen sich Gedanken machen über die Legitimität von Definitionsmacht: Was ist Kunst? Die Freiheit, alles als Kunst vorzuschlagen, bleibt unberührt. Aber diese Freiheit taugt nichts, wenn Kapitalinteressen, persönliche Machtstrukturen und institutionelle Einsamkeit, Entscheidungen durchsetzen zu können, auf Verdrängung und Vernichtung zielen. Der Verlust von nicht Entdecktem, schon im Keim Ersticktem ist fatal. Kunst braucht Rezeption. Kunst braucht Publikum. Kunst braucht das gebildete Auge. Vieles Unscheinbare und Zarte wird zertreten.

Begieß es mit Sonne, damit es erwächst zu einem Baum wie Mammut.

Das Prinzip ›Sozialdarwinismus‹, in dem der Stärkere gewinnt, sollte eine Gesellschaft nicht dominieren. Kunst und viele andere Bereiche in einer Gesellschaft sollten nicht mit einem Boxkampf verwechselt werden. Wo Kreativität vernichtet wird, weil sie die zusätzliche Eigenschaft, sich Durchzusetzen nicht hat, ist möglicherweise etwas aus der Welt verschwunden. Für lange, für immer, das sie hätte gut gebrauchen können, die Welt.

Die Weltbevölkerung muss begreifen, dass jedes Individuum einen unersetzlichen Wert darstellt für die gesamte Menschheit. Und unsere Mörder sind zu analysieren und zu bewachen, nicht einfach zu vernichten. Bei allem notwendigen und legitimen Egoismus: das Beispiel von den »Musketieren« muss in den Gedanken der Menschheit eingebaut werden: Einer für die Menschheit, die Menschheit für Einen.

Es ist legitim, an die Möglichkeit von Unsterblichkeit für die Menschheit zu glauben. Es ist sogar wahrscheinlicher als die Metapher, die das Christentum anbietet, Himmel und Hölle und anderes von den Religionen, die eine Existenz nach dem Tode der Individuen annehmen. Letztendlich wird es auch effizienter sein, damit aufzuhören, durch Glaubensangebote über den eigenen Tod hinwegzutrösten, damit die individuelle Personalität irgendwie weiterlebt. Eine umfassende Sensibilität im Sozialen ist vonnöten. Die fortwährende Vernichtung menschlicher Ressourcen, aus welchen Gründen auch immer, ist nicht hinnehmbar. Es ist letztendlich fatal im Angesicht des Universums, im Angesicht unendlicher ›Zustände‹.

Die Menschheit wird jede Kraft benötigen, im unendlichen und ewigen Nichts zu bestehen, in dem das Universum seinen Raum einnimmt. Äußerst sorgfältig werden wir darauf achten müssen, dass durch den Verlust von Einzelnen nichts verloren geht, was vielleicht nur diese Einzelnen erbringen können. Wir werden durch die Geworfenheit in die Natur nicht unbegrenzte Chancen haben, uns pionierfähig zu machen für das Universum.

Ihr Machtbesessenen dieser Welt, ihr emsigen Bewacher eurer kleinen Schollen: ›Es ist das Universum, in dem jede Heimat und Tradition überleben wird oder nie.‹

Die Kunst, die Künstler nähern sich auf ihre Art dem Thema Unsterblichkeit, Unendlichkeit. Es ist ein altes Thema hier. Das Arbeiten am ewigen Bestehen eines Kunstwerkes aber wird nur als Idee möglich sein. Ideen aller Art, wenn diese Überzeugungskraft in unseren Nachfahren erzeugen. Diese Überzeugungskraft lebt in unseren Nachkommen fort, in einem immerwährenden Kontinuum zur Unendlichkeit hin. So haben Ideen Chance auf Unsterblichkeit.

Diese theoretische Überlegung ist ja nie beweisbar. Allenfalls für den letzten Menschen das Gegenteil, wenn bis dahin das Rätsel, woher wir kommen, gelöst sein sollte. Wir wissen recht gut, wie der Mensch sich fortpflanzt. Aber wie Leben sich fortpflanzt, sich sichert, sich zur Geburt bringt, was wissen wir darüber? Was wissen wir über mögliche Variationen menschlichen Lebens im Universum?

Neben der spekulativen Theorie über die ewigen Dinge gibt es für uns Menschen die ganz praktischen Erfahrungen und Belange, die sich daraus ergeben. In aller Unendlichkeit und Unsterblichkeit lässt sich eine jede individuelle Begrenztheit pragmatisch nieder. Wir arbeiten darin.

Auch Dada, die große Idee vom Andersein der Kunst, will ein Stückchen den Weg gehen in die Unendlichkeit. Und Dada lebt, wenn Dada lernt. Dada ist mehr als Blödelprogramm. Dada ist Opposition innerhalb des Kunstsystems. Dadaismus am Beginn des 21. Jahrhunderts ist tiefster Ernst und will höchste Wissenschaft sein.

Es ist ein wenig Thema dieser Ausstellung, es ist eine Beobachtung an der eigenen Person und seinem Handlungsrepertoire, dass wir irgendwo im Ewigen existieren. Das Arbeiten mit einem DIN-A4 Blatt Papier ermöglicht einen unendlichen Variantenreichtum an Formenschöpfung. Ein Leben reicht nicht aus hier eine Varianteneingrenzung im Anschaulichen zu geben. Vielleicht lässt eine theoretische Umklammerung des gestellten Kontextes Grenzen erahnen, lassen sich Grenzen setzen, wenn das Unendlichkeitsproblem von der Menschheit angegangen würde?

Für uns Künstler aber liegt eine pragmatische tatsächliche Unendlichkeit an Arbeit vor uns. Allein aus dem Bereich der klassischen Vorgaben an Stiften, Pinseln, farbigen Flüssigkeiten, diversen Bildträgern und Deformationen des Materials ist kein Ende absehbar. Die Malerei, die Zeichnung steht an ihren Anfängen. Wir haben doch erst ganz wenig gemalt, es gibt doch so wenig an Zeichnung. Beeil dich Zeitgenosse, dein Leben ist ein Atem und hauche ganz viel aus, damit wir uns erinnern, wer du warst. Eh das umfassende Menschheitsgedächtnis funktioniert, da wird es dauern. Noch ist der Mensch ein Vernichter, er ist kein Schöpfer.

Rainer Wieczorek, Berlin 2002

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Freiheitsarbeit

DADA war eine Befreiungsaktion und ist ein fortwährender Kampf gegen die kleinen Köpfe, gegen die verbretterten Hirne, gegen unsere Spießbürger und immer gegen Künstler, die ihre Opposition in Käfige ihrer kleinen, abgeschlossenen Welt inhaftiert wissen wollen.

»Der Dadazauber ist vorbei«, da irrt Papa Beuys und mit ihm ganze Fakultäten.

Ohne Dada kein Beuys, kein Fluxus, kein Happening, keine Performance.

Alles ist vom Dadageist beseelt. Dada hat tausend Namen.

Ich bin bekennender DADAsoph.

Der Dadaismus heute, muß mehr sein, als Schweinegrunzen in Ferseform.

Diese Ausstellung ist für mich ein Beleg an Freiheitsarbeit.

Diese Ausstellung ist dada, aber nicht DADA.

Stiellosigkeit ist gewollt, eine freie Entscheidung.

Hässlich und Schön sind gewollt, eine freie Entscheidung.

Harmonie und Aggression sind gewollt, eine freie Entscheidung.

Emotionen, Phantasien, Spinnereien, Denkereien, auf der Strasse, in Mülleimern, das Weggeworfene, Unbeachtete finden und zur Kunst formen, ist gewollt, eine freie Entscheidung.

Diese Ausstellung ist DADA PAPA MAMA Beuys gewidmet.

»Jeder Mensch ist ein Künstler«.

Diese Idee haben die ersten Dadaisten in die Welt gebracht.

Beuys hat diesen Satz populär gemacht und hat mit diesem Satz eine Massenbewegung von: »ich bin auch Künstler« ermöglicht, besser – beschleunigt.

Dieser Satz hat auch viele Missverständnisse in den Köpfen der Menschen erzeugt.

Über diesen Satz sollte ein jeder Mensch zunächst nachdenken, philosophieren, reflektieren und ihn in eine Welt der Sätze legen. Das ist Arbeit.

Lasse ich Beuys reden mit den Sätzen:

»Alles menschliche Wissen stammt aus der Kunst, der Wissenschaftsbegriff hat sich aus dem Kreativen entwickelt. So hat allein der Künstler das Geschichtsbewusstsein geschaffen. Es kommt entscheidend darauf an, das Bildende in der Geschichte zu erfahren. Geschichte muss demnach plastisch gesehen werden. Geschichte ist Plastik.«(Heiner Stachelhaus, 1987)

Eine Plastik formt man, biegt sie, ritzt und kratzt und baut. In der Erweiterung reden wir, diskutieren miteinander, gestalten Gesellschaft, gestalten uns immer auch selber, bauen an der sozialen Plastik weiter oder – Demokratie ist eine Baustelle.

Jeder Mensch ist ein Künstler, ich kritzle ein paar Blätter voll und werde Millionär – falsch verstanden.

Jeder Mensch ist ein Künstler, ich steh am Mittag auf, bau was mit Kartons und werde weltberühmt – falsch verstanden.

Jeder Mensch ist ein Künstler, ich mache es mir bequem, schreibe rotweingequollene Sätze und werde Universitätsprofessor – falsch verstanden.

Dass Künstler Arschlöcher sind, dieser Satz von Beuys wird selten zitiert.

Einige Sätze aus einem Gespräch zwischen Amman, Kounellis, Kiefer, Beuys.

Kiefer:« Ich glaube, dass Janis und Beuys auf einem gesicherten Boden stehen, auf dem ich nicht stehe. Denn für mich ist es eine Beschwörung zu sagen, der Mensch stehe im Mittelpunkt. Davon bin ich gar nicht überzeugt. Ich glaube auch nicht, im Sinne von Beuys, dass jeder Mensch ein Künstler sei. Für mich ist auch nicht sicher, dass es eine Entwicklung gibt, an der man arbeiten kann, damit jeder Mensch ein Künstler wird.«

Darauf Beuys: » Wenn du ein waches Auge hast für das Menschliche, kannst du sehen, dass jeder Mensch ein Künstler ist. Ich war jetzt in Madrid und habe gesehen, wie die Männer, die bei der Müllabfuhr arbeiten, große Genies sind. Das erkennt man an der Art, wie die ihre Arbeit tun und was für Gesichter sie dabei haben. Man sieht, dass sie Vertreter einer zukünftigen Menschheit sind. Und ich habe etwas bei den Müllabfuhrleuten gesehen, was ich bei den Scheißkünstlern vermisse, denn die Künstler sind zum großen Teil opportunistisch, sie sind Arschlöcher, das muss ich jetzt auch mal sagen. Die Künstler sind die reaktionärste Klasse. Eigentlich gibt es ja keine Klasse mehr, aber die Künstler sind so reaktionär, dass sie schon fast wieder eine neue Klasse bilden.«

Ich behaupte ja, dass Klassenkampf wieder modern wird und rufe alle aristokratischen Gemüter des Landes auf, egal wie prall oder leer eure Geldbeutel sind, legt die Bequemlichkeit auf den Sonntag und arbeitet für euch, dieses Land, Europa, die Welt. Das Universum ruft nach euch. Werdet Künstler, erarbeitet euch die Qualität eines Gottes. Keiner ist Gott, Gott als Existenz ist Rätsel.

Rainer Wieczorek, Berlin 3.11.05

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Blumenwiese

Die »Antiwelt« ist nichts anderes als Opposition. Und Opposition sollte immer anders Handeln, sonst ist sie überflüssig. Das Anti als Anders. Das Anti als Vermehrung. Diese Oppositionen werden kontrolliert und bekommen ihre neue Opposition.

Eine pragmatische Beschränkung der menschlichen Unzulänglichkeit, seine Nächsten zu achten, zu schützen, nur zu lieben und den Anderen alles erwerben zu lassen, was er selber hat. Begrenzung und Kontrolle des treibenden Egoismus, ab da wo er das Private verlässt oder sich für die Anderen bedrohlich ausweitet, so dass diese sich einengen müssen, ist notwendig.

Es geht um die Herstellung von Universalien für das menschliche Zusammenleben. Frei genug und eng genug. So dass das ›Kleine‹ lebt und das ›Riesige‹ wachsen kann. Und beides hatte nur einen Apfel voll Energie vom gleichen Baum.

Ich will nicht Zukunft »kämpfen«. Ich will Leben, Arbeiten. Ich gestalte meine Arbeit. Arbeit ist nicht zwangsläufig lohnabhängig. Arbeit bedeutet nicht ausschließlich, sich ausbeuten zu lassen und dabei das eigene Grab zu schaufeln nach Regeln, die Andere oktroyieren. Das war schon immer falsch verstandene Arbeit, das war immer nur Raub.

Es ist so, dass Beuys sich als Ursache gesetzt hat. Eine deutliche Setzung in diese Welt, als ein Keim in die Welt der Kunst, das wir gestalten. Dieses Gestalten ist mehr und anders als das herkömmliche Malen, Tanzen, Dichten. DADA lebt! Jeder nehme von Beuys die Begriffe und Ideen und denke selber. Die Künstler haben sich von der Weisung, Auftragserfüller zu sein, befreit und diese Befreiung soll den Menschen an sich erreichen. Das L´art pour l´art ist jedes Künstlers eigene Entscheidung. Das Postulieren des L´art pour l´art als alleinigen Grundsatz für die Kategorie ›Kunst‹ zu setzen, führt die Kunst zu Endpunkten. Das des L´art pour l´art als praktizierte Möglichkeit schafft Freiräume, ist Erweiterung. Systeme, die sich nicht durch Außenenergie befruchten wollen, sterben an Ermangelung geistiger Nahrung.

Ich als Künstler werde mich keiner Doktrin unterwerfen. Ich werde kein ›Hamsterrad‹ betreten: das Schöne malen, das Rechteck, das Thema ›So und So‹ – Einzig. Jahrtausende lang hat der Künstler seine Welt mit Stift und Pinsel auf eine Folie gebannt und siehe da, diese ist auch formbar von allen Seiten, die Skulptur. Und dann DADA, der »Große Knall«, der Durchbruch, das Ende des Spezialisten. DADA ist Auftrag. Der Dadageist ist weitläufig unbegriffen. Beuys ist ein Kerzenlicht in der großen Dadaevolution. Und auch ich will Lichtvermehrung betreiben. Die Kunst gestaltet fortan die Welt. Das ist mehr als Design. Das ist mehr als »Behübschung« der Welt und das ist mehr als Arbeitsspiel an der Schönheit.

Den Kunstbegriff erweitern. Die Sisyphusarbeit, durch Begriffe an einer besseren Welt zu Wirken, ist freie Entscheidung der daran Handelnden und nur eine Möglichkeit von vielen Weltverbesserungsarbeiten.

Ich will Selbstentscheidung, hier fängt mein Spiel an, meine Arbeit ist darin begründet.

In Angesicht des nicht Ansehbaren, des Unüberschaubaren, im Flirren des Unendlichen arbeitet man, spielt man, macht sie, passiert etwas, irgendwie blind, immer eingeschränkt. Ein Mosaik vervollständigen. Dies ist vielleicht ein brauchbares Bild zur Herstellung eines Bildes, das dann mehr begreifen lässt. Gottesarbeit, Gottesspiel. Und immer ist doch alles anders. Die Antiwelt, ist die Welt und der Mensch, der das erfährt, hat ein Stückchen mehr Welt für sich erfahren. Und gleich ist alles weg. Und gleich habe ich Schmerz, und gleich bekomme ich kein Brot oder Brot. Alles ist Vorbereitung. Für mich, für dich, für alle. Alles ist Skizze. Ich weigere mich, diese Welt und diese Menschheit als verloren zu betrachten. Kein Pessimist wird mir die Laune verderben, Utopie zu träumen. Die Angst vor roher Gewalt, vor dem Unterdrücker, vor dem Tyrannen, ist zur Waffe zu machen. Der Bauplan zu dieser Waffe, zur Verteidigung des Menschlichen, zur Verteidigung der Würde, zur Verteidigung der Liebe wird immer individuell im entscheidenden Moment fertig sein. Das ist Hoffnung.

In Jahrmilliarden formte sich dieser Weltraumbrocken zu einem Planeten, zu unserer Erde, auf der wir leben. Unbekanntes ist zu Leben geworden. Der Mensch erst lernt sich kennen. Der Mensch ist fragil. Der Mensch steht an seinem Anfang. Der Mensch, wenn er weiß, dass er Menschheit ist, hat er ein Stück Unsterblichkeit vor sich. Ich bin Mensch. Ich weigere mich, mich zu hassen. Ich weigere mich, im Universum namenlos zu werden. Ich weigere mich, Utopie nicht denken zu sollen. Ich weigere mich, das Mörderische als unüberwindbar zu betrachten. Ich weigere mich. Mein Weigern soll die Würmer infizieren, die mich dereinst in ihrer Nahrungskette weiterleben lassen.

Rainer Wieczorek, November 2005, (Faulknerimpuls und von Beuys beseelt)

»AAA« Relikte einer Performance, 2006, Stadtbad Steglitz, Berlin
Performance auf dem Herrfurth Platz, 2005, Berlin
Ein Streikposten bei »ESS - MA(h)LE«, Gruppenausstellung 2008, Studio im Hochhaus, Berlin

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